Status unserer Forderungen

Status-Updates zu den sieben zentralen Forderungen von Pro Fans.

Die Forderungen zum Erhalt der Fankultur veröffentlichte PRO FANS im Februar 2024 nach über einem Jahr der Vorbereitung. Seither wurde mit Aktionen innerhalb und ausserhalb der Stadien für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Mit Club- und Ligavertretern ist dadurch ein Dialog entstanden. Doch die Ziele von PRO FANS sind nicht oder nur teilweise erreicht. Nachfolgend findet ihr unsere eine Einschätzung zu den Forderungen und den Ausblick auf die Schwerpunkte des mittelfristigen Engagements.

Wir setzen weiterhin auf Dialog, auch wenn die letzten Ereignisse und das Verhalten der National-League und einzelner Clubs ein anderes Signal senden.

Kurzübersicht

Status grün: erfüllt / gelb: teilweise erfüllt / rot: nicht erfüllt

1. Erhalt der Stehplätze für Gästefans

Forderung: Die Liga soll per Reglement festhalten, dass alle Stadien über einen Stehplatz-Gästesektor verfügen, welcher mindestens 5% der Zuschauerkapazität des Stadions fasst.
Status:
Am 11.06.2024 wurde das Reglement “Anforderungen NL- und SL-Infrastrukturen” dahingehend ergänzt, dass in jedem Stadion Stehplätze für Gästefans angeboten werden müssen. Ebenfalls sind dafür Verpflegungsmöglichkeiten und Sanitäranlagen vorzusehen. Die minimale Kapazität wurde als Empfehlung an die Clubs verfasst, aber nicht im Reglement festgeschrieben. PRO FANS sieht in dem Sinn einen wichtigen Punkt der Forderung erfüllt.
Ausblick:
Sorge bereitet die Art und Weise, wie die Gästesektoren gestaltet sind und vielerorts auch die örtliche Ansiedelung des Sektors. Käfigartige Vergitterungen oder Verankerungen, die den Charakter eines Gefängnisses haben und die Sicht massiv beeinträchtigen, sind leider zunehmend an der Tagesordnung. In vielen Stadien ist es zudem so, dass grosse Teile des Eisfeldes für die Stehplatzgäste nicht einsehbar sind. Verpflegungsstände sind zwar vorhanden, aber vielfach ist die Qualität unterirdisch oder die Preise sind massiv überhöht. Nicht selten kommt es vor, dass nach dem ersten Drittel bereits nur noch Getränke im Angebot sind. An der Stelle ist PRO FANS im Kontakt mit dem Fanmanagement von SWISS-Eishockey. Zum Thema "Good-Hosting" wurden diverse Verbesserungsvorschläge und auch Kritikpunkte aufgenommen. 

2. Bezahlbare Tickets für alle

Forderung:
  • Kein Stehplatzticket egal ob Heim- oder Gästekurve, darf in der Qualifikation teurer als CHF 25.- sind. Für die Playoffs sind prozentuale Anstiege zu vereinbaren von max. 10% pro Runde.
  • Es soll reduzierte Ticketkategorien in allen Stadien geben (Kinder, Lehrlinge/Studenten, IV-AHV usw.).
  •  Die Kategorien sollen für Heim- und Gästefans gelten.
Status:
Das Thema geht schleppend voran. Es gibt positive Beispiele von Clubs, die begriffen haben, dass (junge) Stehplatzzuschauer auch die nächste Generation treuer Sitzplatzfans sind. Andere halten Menschen auf den Stehplätzen mehr für ein notwendiges Übel. PRO FANS hat Ansätze aufgezeigt und Argumente geliefert, aber noch findet der Dialog nicht mir den Entscheidungsträgern statt. Gänzlich unverständlich sind Sonderzuschläge wie in Davos, wo die Gäste für das "verbilligte" Zugangebot zahlen, obwohl sie dies gar nicht in Anspruch nehmen können.

Auch die Art und Weise, wie die Tickets bestellt und abgegeben werden, wird immer komplizierter, u. a. weil es keine Kassen mehr für die Gästefans gibt und einzelne Clubs sich an der Stelle nicht gastfreundlich zeigen wollen. Zuletzt ist es so, dass es teilweise keine Kategorien für Studenten und Lehrlinge gibt und das Preisniveau innerhalb der gleichen Stadt/Region unerklärlich differenziert (Lehrlinge Stehplatz-Gast: ZSC 17.- und EHC Kloten 30.- / Erwachsen Stehplatz-Gast: HCL 25.- und HCAP 32.-). Die teils horrenden Zuschläge in den Playoffs können nur als Abzocke verstanden werden.
Ausblick:
PRO FANS hat bei der Liga die prozentualen Anteile "Erwachsene, Lehrlinge/Studenten, Kinder" an den Tickets in den Gästesektoren verlangt und mit Ausnahmen Bern, Langnau und Lausanne erhalten. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die nun Vergleiche und Preismodelle erarbeitet und diese dann gegenüber der National League argumentiert und den Clubs vorlegen wird. Ziel ist ein Treffen mit den Entscheidungsträgern der Clubs und Lösung zur fairen Preisgestaltung. 

3. Schluss mit Kollektivstrafen

Forderung: Das Kaskadenmodell mit kollektiver Bestrafung, welches sich jeder Rechtsstaatlichkeit entzieht, gehört sofort abgeschafft.
Status:
Das Modell ist weiterhin aktiv in Gebrauch der National League. In den Gesprächen zwischen PRO FANS und der National League (Leiter KOS) wurde uns mitgeteilt, dass die Aussprache der Massnahmen nach dem Kaskadenmodell von nun an zurückhaltender eingesetzt werden soll. Zuerst soll eine Ermahnung ausgesprochen und erst im Wiederholungsfall werden Massnahmen umgesetzt. Die Anwendung soll für die gesamte National League gelten. Genau solche unklaren Formulierungen halten wir für äusserst kritisch, da sich die Liga damit versucht jeglichen Spielraum offenzuhalten und uns ruhig zu stellen.

Sehr fraglich bleibt zudem, dass das Kaskadenmodell nicht nur von der Liga, sondern auch direkt durch Clubs angewendet wird. Sich selbst widersprechend wird das Kaskadenmodell häufig nicht aufbauen und beginnend bei der ersten Stufe, sondern direkt bei der zweiten (Fanmaterialverbot) ausgesprochen.

Die kollektive Bestrafung ist ein willkürliches und unfaires Instrument, da es grösstenteils unschuldige Personen trifft. Nach der "Genfer-Konvention" sind solche Massnahmen verboten, weil sie eine ganze Gemeinschaft für die Handlung einzelner bestrafen. Die National League beruft sich auf ihre Reglemente und setzt sich darüber hinweg.
Ausblick:
PRO FANS wird weiterhin für die sofortige Abschaffung von kollektiven Bestrafungen und dem Kaskadenmodell einsetzen. Dass das Modell wenigstens aktuell mit mehr Augenmass angewandt wird, ist zwar positiv, aber nicht ausreichend. Es stellt sich auch die Frage, wie sich dies mit der "Ethik im Sport" verträgt, welche in Form einer Charta für alle Sportverbände verpflichtend gilt und von Swiss-Sport-Integrity als Meldestelle überwacht wird.

4. Schluss mit willkürlichen Stadionverboten

Forderung: Wird jemand bestraft oder sanktioniert, sollen die entsprechenden Beweise vorgelegt werden. Die Person soll sich bei einer neutralen Stelle gegen die Bestrafung wehren können. Wird eine Person juristisch freigesprochen oder gibt es keine Beweise für die Schuld, muss die Strafe unverzüglich aufgehoben werden.
Status
PRO FANS hat in den vergangenen Monaten diverse Gesprächen mit der National League, mit Clubvertretern und dem Fanmanagement geführt. In rechtsstaatlichen Gebilden gilt die Unschuldsvermutung, nicht so in der National League. Der Kläger, in Form der Sicherheitsverantwortlichen, tritt auch als Richter und Zeuge auf und gemäss Aussage des Leiters KOS ist es so, dass der Beschuldigte seine Unschuld beweisen muss und nicht umgekehrt. 

Da die National League auch die Einwände und die Unschuldsbeweise den Aussagen und Wahrnehmungen der Sicherheitsverantwortlichen unterordnet, herrscht reine Willkür und ein absolut rechtsfreier Raum. Die Gesprächspartner inkl. Fanmanagement von SWISS-Eishockey hatten sich positiv zum Verhindern von willkürlichen Strafen und der fairen, zentralen Überprüfung von Stadionverboten ausgesprochen.

Leider zeigt die Praxis, dass diese nur Worte sind, denen keine Taten folgen. PRO FANS sieht hier einen Schwerpunkt des Engagements, damit dieser Zustand und dieses Verhalten gestoppt und in einen fairen, transparenten Prozess mit definierten Anlaufstellen überführt werden. Höchst problematisch ist an der Stelle auch, dass in vielen Clubs der Sicherheitsverantwortliche mit seiner eigenen Firma die Sicherheit betreut, was einen klaren und unüberwachten Interessenkonflikt darstellt.
Ausblick
Der neue Strafen- und Sanktionskatalog bietet Möglichkeiten zu Verwarnungen mit Spielraum und Sanktionierungen bei klarer Schuldzuweisung zu vereinheitlichen, was Potenzial zu einer fairen Behandlung hätte. Doch genau hier wurden absichtlich Lücken geschaffen, damit Willkür auch in Zukunft gerechtfertig werden kann.

Die gängige Praxis( Kläger und Richter in einer Person), keine Beweispflicht und keine Möglichkeit auf rechtliches Gehör lässt der Willkür freien Lauf. Dialog, Augenmass und Verhältnismässigkeit sind weit weg von den heutigen Zuständen. Auch hier drängt sich die Frage auf, wie sich dies mit der "Ethik im Sport" verträgt zu stellen. Swiss-Sport-Integrity oder auch der Rechtsstaat sind hierzu angehalten, genauer hinzusehen. Die National League beruft sich bei allen Themen auf das Hausrecht und die eigenen Reglemente und handelt unter diesem Deckmantel völlig rechtsfrei und wie es gerade passt. PRO FANS dokumentiert Beispiele, von willkürlichen Strafen und die Reaktionen darauf. Sie zeigen deutlich den Handlungsbedarf zum Schutz von unschuldig bestraften Fans auf. Rechtliche Schritte werden von Pro Fans geprüft.

5. Ombudsstelle für bestrafte Personen

Forderung: Es soll eine neutrale Stelle geschaffen werden, bei der sich unschuldige Personen melden können und rechtliches Gehör erhalten. Die Ombudsstelle soll fair aufgestellt sein und falsch ausgesprochenen Strafen aufheben können. 
Status
Die Angst, dass jemand nach Massstäben der Rechtsstaatlichkeit Strafen beurteilt und die Macht hat, bei unfairen Massnahmen und willkürlichen Stadionverboten zu intervenieren, ist gross bei Liga und Clubs. 

Bereits bei der ersten Sitzung mit der National League wurde kommuniziert, dass sicherlich keine unabhängige Stelle geschaffen werde. Die KOS selbst sieht sich in Teilen als solch eine und beteuert immer wieder, dass jedes Stadionverbot genau geprüft und nur dann ausgesprochen wird, wenn seine Richtigkeit hat. Mehrere Beispiele zeigen jedoch, dass gänzlich alles geglaubt wird, was Sicherheitsverantwortliche auf Papier schreiben und Beweise nie verlangt werden.
Ausblick
Die Schaffung einer unabhängigen Stelle bleibt dringend notwendig und wird von Pro Fans weiterhin angestrebt.

6. Schluss mit ID-Kontrollen

Forderung: Diese Massnahme muss von allen durchführenden Clubs abgeschafft werden. Das Recht auf Personenkontrolle obliegt der Polizei und nicht privaten, undurchsichtigen Sicherheitsfirmen.
Status
Viele friedliche Aktionen in Zug und Lausanne, mit Protesten gegen den ID-Scan haben eine öffentliche Diskussion angeregt und mediale Aufmerksamkeit generiert. Die Behörden beider Städte sind weiterhin nicht bereit, von dem Konzept abzuweisen. Vermittlungsversuche der National League waren für PRO FANS intransparent und haben keinen nachhaltigen Fortschritt gebracht. 

In Lausanne konnte Gästefans während der Playoffs 24/25 ohne ID-Scan ins Stadion. Sie mussten dazu eine Charta unterzeichen (welche Grundsätzlich das gleiche ist, wie die Stadionsordnung, die mit dem Kauf eines Tickets akzeptiert wird). Die Erfahrungen des Clubs waren dabei mehrheitlich positiv.

In Zug gibt es keine Bereitschaft, dem Ganzen eine Chance zu geben.
Ausblick
Proteste in Lausanne und Zug werden mit kreativen und friedlichen Aktionen aufrechterhalten. Das Ziel ist, dass in Zug ein Versuch gestartet wird und von schweizweit von der pauschalen Vorverurteilung abgesehen wird. Die undurchsichtige Datensammlung soll hier ein Ende finden.

7. Fanmaterial

Forderung: Jeder Kurve soll grundsätzlich mindestens folgendes Material (Zaunfahnen, 2 Megafone, 2 Trommeln, Fahnen mit einer Länge von 3m und Doppelhalter) erlaubt sein. Was auf den Doppelhaltern, Fahnen, Bannern und auf Choreografien abgebildet ist, hat keinen Einfluss darauf, ob sie ins Stadion dürfen oder nicht. Die Clubs sollen sich an das Reglement der Liga halten und nur das verbieten, was gemäss diesem Reglement nicht erlaubt, ist: Gewaltdarstellungen, Rassismus und Sexismus.
Status
PRO FANS hat in der Saison 2024-25 eine Statistik erhoben, die aufzeigt, dass es nur bei 11% aller Spiele bei den Materialkontrollen zu Ungleichbehandlungen, willkürlichen Verboten und/oder kurzfristigen Änderungen kam. Nicht selten führten dies dann zu Konflikten bei der Eingangskontrolle.

Die Deklarierung des Fanmaterials und die Bewilligungsabläufe haben auf die neue Saison hin ein teils kafkaeskes Ausmass angenommen. Speziell Langnau ist negativ hervorzuheben, welches sich zu den ganzen Vorgaben noch die Möglichkeit schaffen möchten, bereits genehmigtes Material wieder zu verbieten. Alle diese Themen hat PRO FANS im Rahmen der Diskussion zum "Good-Hosting" dem Fanmanagement von SWISS-Eishockey übergeben, mit dem Angebot gerne an Lösungen mitarbeiten zu wollen.
Ausblick
PRO FANS wird sich weiterhin für das Thema einsetzen und wartet aktuell auf die Antworten des Fanmanagements. Ziel ist es, die Liste der "verbotenen Gegenstände" einheitlich und verbindlich zu gestalten. Der Prozess zur Anmeldung und Kontrolle des Fanmaterials soll effizienter und mit mehr gegenseitigem Vertrauen durchgeführt werden. PRO FANS ist überzeugt, dass dies ein wichtiges Signal ist und Konflikte zu Beginn des Abends bei den Eingangskontrollen eindämmen kann. Für den Umgang mit privaten Sicherheitsdiensten soll eine Arbeitsgruppe Vorschläge ausarbeiten. 

Die erhobene Statistik von PRO FANS zeigt auf, dass es bei 31% der Spiele zu absichtlichen Verzögerungen, Schikane und eskalierendem Verhalten durch die Sicherheitsdienste kam. Das ist nicht im Sinne des "Good Hosting" und hat wesentliches Potenzial zur Deeskalation.
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